Buddhismus einmal ganz persönlich

Dagmar Doko Waskönig (Hg.): Mein Weg zum Buddhismus:
Deutsche Buddhisten erzählen ihre Geschichte
O. W. Barth Verlag, September 2003,

besprochen von Hans Gruber
(im Buch mit vertreten)



Es ist eine interessante und regelmäßig gestellte Frage: "Wie sind Sie eigentlich (in unserer Kultur) zum Buddhismus gekommen?" So kam Dagmar Doko Waskönig, ordinierte Nachfolgerin des Dogen-Experten Gudo W. Nishijima Roshi und Leiterin des Zen-Zentrums Shobogendo in Hannover, aber auch Schülerin des tibetischen Lehrers Dagyab Kyabgön Rinpoche, die Idee zu diesem biografischen Sammelband. 23 deutsche Buddhisten, die heute engagiert als Lehrende und Zentrumsleitende, Übersetzer, Journalisten und Buchautoren wirken, berichten darin auf eine ganz persönliche und offene Weise über ihren "Weg zum Buddhismus".

Diese "in der Szene" bekannten Frauen und Männer vertreten den tibetischen Buddhismus, den Zen und die "Lehre der Ältesten" Theravada, also die drei Haupttraditionen des Buddhismus im Westen. Sie kamen zu einer Zeit zur Lehre des Buddha, als diese noch nicht annähernd die heutige Rolle spielte. Das Buch beantwortet die Frage, was diese frühe Begegnung motiviert hat, und warum sie sich in der Folge so stark ausgewirkt hat, dass der Buddhismus zum tragenden Lebensinhalt geworden ist.

Das Buch kommt zum richtigen Zeitpunkt, weil aktuell mit dem wachsenden Interesse an Biografien von Prominenten wie Nicht-Prominenten ein neuer Markt entsteht. Man liest und schreibt persönliche Geschichten einfach gerne. Der Sozialpsychologe Harald Welzer nennt einen Grund dafür: Durch das Erzählen der Lebensgeschichte entstehe das Gefühl eines integrierten und kohärenten Selbst. Der Prozess des Erzählens bedeute auch eine kreative Konstruktion. So betrachtet wäre Identität eine "narrative Konstruktion", die auch immer wieder neu geschaffen werden kann. Sie wirkt im permanenten Wandel unseres Lebens sehr attraktiv, und dies um so mehr, als heute die traditionellen identitätsstiftenden "Konstanten" immer brüchiger werden.

Was die mit diesem Buch dargestellten deutschen Buddhisten angeht, musste natürlich eine Auswahl erfolgen. Dagmar Waskönig hat sich für Menschen entschieden, die sie persönlich gut kennt. Dennoch sind sie für den deutschen Buddhismus aussagekräftig. Es handelt sich etwa um die Geschäftsführerin der "Deutschen Buddhistischen Union", Agganyani, den Leiter des "Waldhauses am Laacher See", Dr. Paul Köppler, die einflussreiche Lehrerin und Autorin Sylvia Wetzel, den Herausgeber der Zeitschrift Chökor, Dr. Thomas Lautwein, Yeshe U. Regel, Franz-Johannes Litsch oder Alfred Weil. Es bleibt anzumerken, dass weitere bekannte Vertreter des deutschen Buddhismus nicht enthalten sind, etwa der Theravada-Mönch Analayo, Verfasser des Buches Satipatthana: The Direct Path to Realisation (einer hochgelobten Promotion zur zentralen Meditationsrede des Buddha, die in populären englischen Verlagen beworben wird), oder die Vipassana-Lehrerin und Autorin Marie Mannschatz. Es wäre wünschenswert, dass das Buch bei gutem Verkauf künftig noch erweitert wird. In jedem Falle eröffnet es einen wirklich spannenden und neuen Zugang zum Buddhismus.


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