Kommentare im Dharma


1)
Glaube und Gewalt oder
Gott ist auf meiner Seite! Nein, meiner! Nein, meiner!

Die Ereignisse vom 11. September 2001 in New York und danach, gefiltert aus Sicht des Glauben
s:
Ein im Herbst 2001 verfasster, kurzer Kommentar.

 

2) Wahre Demokratie braucht Freiheit.

Ein Kommentar zur Wiedereröffnung der umstrittenen Wehrmachtsausstellung in Berlin am 27. November 2001
aus buddhistsicher Sicht, als ein Plädoyer für die Meinungsfreiheit.

 

3) Der wahre Tanz um das Goldene Kalb: Mit breiter Macht das Unbewusste ergriffen.

Auszüge aus der Einleitung:
Trotz aller beschworener "Postmoderne" im 21. Jahrhundert hat das Denken des Entweder-Gut-oder-Böse bzw. des Entweder-Gott-oder-Satan der drei monotheistischen Weltreligionen in den letzten Jahren wiederholt dazu gedient, Gewalt in einem gewaltigen Maßstab zu rechtfertigen. Die "religiös" begründeten Anschläge vom 11. September 2001 in New York, Afghanistan-Krieg, Irak-Krieg, wo auch Schiiten gegen Sunniten im Namen ihres jeweiligen Glaubens kämpfen, der "ewige" Nahost-Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern oder auch Hindu-Fundamentalisten gegen islamistische Fanatiker in Indien.

In allen diesen Konflikten haben "religiöse" Begründungen eine "aufheizende" Rolle gespielt und spielen sie immer wieder. Es handelt sich letztlich bloß um besonders zerstörerische Neuauflagen mit hochmodernen Waffen des islamischen "Heiligen Krieges gegen die Ungläubigen" oder des christlichen "Kreuzzuges gegen das Böse", die es in der Geschichte dieser beiden Weltreligionen so häufig gegeben hat. Die Kriegsparteien wähnen sich selbst als tätig in göttlicher Mission, in einem "von Allah" oder "Gott gewollten Krieg". Da sie von einem solchen göttlichen Auftrag ausgehen, sind sie zu allem fähig.

Auch unbekannte "Tatorte" offenbaren es:

In Bangladesh betreiben die regierenden Islamisten eine seit Langem mörderische "ethnische Säuberung" der buddhistischen Minderheit. Es wurde dort zum Beispiel ein führender, international bekannter buddhistischer Mönch vor einem von ihm gegründeten Waisenhaus sprichwörtlich zu Tode gehackt. Tausende Buddhisten sind bereits umgekommen oder aus dem Land geflohen.

Im afrikanischen Sudan hat die muslimische Regierung die christlichen oder naturreligiösen Schwarzafrikaner im Süden des Landes bombardiert oder islamische Reitermilizen massakrieren regelmäßig Zivilisten (weit über eine Millionen Menschen sind dort in den letzten Jahrzehnten getötet worden).

In allen diesen und weiteren Konflikten kommen auch andere Gründe zum Tragen. Aber warum in aller Welt reagieren etwa die seit Jahrzehnten massiv unterdrückten und früher zu Hunderttausenden ermordeten Tibeter oder die ihrer freien Wahl beraubten, von einer kleinen militärischen Machtclique unterjochten Burmesen so anders auf die Unterdrückung als die Muslime oder Christen es heute oder in der Vergangenheit getan haben? Hat es mit dem ganz anders strukturierten Buddhismus zu tun, der eine deutlich größere spirituelle Reife bedingt? Warum gibt es trotz der viel größeren Unterdrückung der Tibeter durch die Chinesen im Vergleich zu der Unterdrückung der Muslime durch die Abendländer keine tibetischen Selbstmordattentäter?

Im Vergleich zwischen den monotheistischen Weltreligionen und dem Buddhismus, was die historische wie die aktuelle Gewalt angeht, ist der Buddhismus vergleichsweise sehr friedlich. Dies gilt in den folgenden Hinsichten, die jedem objektiven Vergleich zum Thema Gewalt zugrunde zu legen sind; nämlich in den Hinsichten,
wie er sich über andere Länder verbreitet hat,
wie er die Mentalität ganzer Völker geprägt hat,
in welchem Maße er religionsinterne Konflikte kennt,
welche Persönlichkeiten ihn gegenwärtig besonders verkörpern (etwa Thich Nhat Hanh, die beiden Friedensnobelpreisträger Dalai Lama und die burmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi),
und inwieweit er kriegerische Konflikte durch Ansichten ideologisch "befeuert".
Hätte es in früheren Zeiten Massenmedien gegeben, wäre das Ungleichgewicht noch stärker als heute ausgefallen.

Das soll nicht heißen, dass es in der Geschichte des Buddhismus keine Gewalt gegeben hätte (im Bürgerkrieg auf Sri Lanka etwa, wo eine Gruppe der Mönche nicht unbeteiligt ist), aber INSGESAMT ist es hier weitaus weniger.

Ein Hauptgrund für diesen Unterschied: Die buddhistischen Urtexte sind unmissverständlich friedfertig. Nichttöten ist hier das Erste Gebot. Es gibt keine "buddhagesegnete" Gewalt. (Selbst das Beispiel Sri Lanka, wo aktuell Waffenstillstand herrscht, ist eine Ausnahme. Denn dort stehen sich mit den Singhalesen und Tamilen zwei Gruppen gegenüber, deren Konflikt auf dem indischen Subkontinent vor dreieinhalb Jahrtausenden begonnen hat - ein Jahrtausend vor dem Buddha. Damals begannen die indoarischen Eroberer des Subkontinentes die drawidischen Ureinwohner zu unterwerfen oder in den Süden abzudrängen. Die Singhalesen sind ein indoarisches und die Tamilen ein drawidisches Volk. Außerdem ist es ein klarer Territorialkonflikt.)

Wo liegen die tieferen Gründe, warum es, was jenen großen Vergleich zwischen den monotheistischen Weltreligionen und dem Buddhismus zur Frage der Gewalt angeht, derart auffällige Unterschiede gibt?

 

4)
Das "Buddhistische Bekenntnis" des Dachverbandes "Deutsche Buddhistische Union".

Eine kritische Analyse jenes Bekenntnisses, das als "Grundlage der Arbeit in der Deutschen Buddhistischen Union (DBU)" gilt. Die DBU betont etwa: "Das Buddhistische Bekenntnis spiegelt zugleich den Geist und die Grundlehren des Buddha." Die DBU vertritt einen Teil der buddhistischen Gruppen oder Einzelaktiven in Deutschland.

Neu gegenüber der Fassung in den Buddhistischen Monatsblättern 4/01.

 

Amitâbha
Buddha Amitâbha
(Unendliches Licht),
Japan, Kyôto.

 

"Was nützt Dir schon Dein gemattetes Haar, Einfältiger?
Was nützt Dir schon Dein Asketen-Gewand aus Antilopenfell?
Innerlich bist Du voller Zwänge,
die Du äußerlich
überspielst."

Der Buddha spricht hier
zu einem Asketen,
der im Begriff ist,
eine Eidechse
zu töten.



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